Der jüdische Friedhof Königswinter
Die Anlage des Königswinterer Friedhofs geht auf das 16. Jh. zurück, als Königswinter zum Erzstift Köln gehörte. Er wurde von Juden aus Königswinter und später auch Oberdollendorf genutzt. 1874 wurde der Friedhof erweitert, Abraham Cahn aus Oberdollendorf kaufte nach langwierigen Genehmigungsverfahren eine Nachbarparzelle. Das Friedhofsgelände beträgt heute 723 qm und hat 80 erhaltene Gräber. Konflikte um die Anlage und ihre Gestaltung prägen die Geschichte. Nach der Machtergreifung 1933 wurde der Antrag gestellt, den Friedhof zu verlegen. 1934 folgte der Regierungspräsident dem Antrag im Sinne der NSDAP und ließ den Friedhof schließen. In Folge der Schließung wurde das Gelände wegen der Erweiterung der Clemens-August-Str. verkleinert .
Der Friedhof war im Verlaufe seiner Geschichte stets ein Dorn im Auge der Königswinterer Behörden und Teilen der Bürgerschaft, trotzdem ist die Anlage wunderbarerweise erhalten geblieben und seit 1993 in die Denkmalliste der Stadt Königswinter eingetragen. Heute sind noch ca. 80 Gräber sichtbar, das älteste Grab stammt aus dem Jahr 1798, die letzte Bestattung war 1975. Gelände wegen der Erweiterung der Clemens-August- Str. verkleinert.
Der Eingang der alten Synagoge von Königswinter
Eine Synagoge ist ein Ort, indem sich eine jüdische Gemeinde zum Gottesdienst und Gebet versammelt, aber auch Religionsunterricht abhält und Feste feiert. In der hebräischen Sprache heißt dieser Ort Beit Knesset - Ort der Versammlung.
Ein jüdischer Gottesdienst kann nur abgehalten werden, wenn 10 religionsmündige Männer -Minjan - vorhanden sind. Religionsmündig sind jüdische Männer ab dem 13. Lebensjahr. So muss eine gewisse Gemeindegröße vorhanden sein, um eine Synagoge zu haben.
Seit dem 12.Jh. gab es in Königswinter Berichte über dort ansässige Juden. Am Ende des 16.Jh hatte Königswinter für einen kurzen Zeitraum eine nachgewiesene Gemeinde mit Rabbiner und Synagoge. Der Friedhof wurde in dieser Zeit angelegt. Der Truchsessische Krieg und der folgende Dreißigjährige Krieg zerstörte die Gemeinde und ihre Bauten.
Erst ab 1754 erfahren wir wieder von einem Bethaus der Juden von Königswinter. Der kleine Synagogenraum gilt als der älteste der Region. Er befand sich im Obergeschoss eines privaten Hauses in der Hauptstraße 156, heute Nr. 393. Eigentümerin des Hauses war die Witwe Theodor Weber. Der Betraum war auf der ersten Etage und im Untergeschoss befand sich eine Küferwerkstatt.
Eine hölzerne Treppe führte von außen in den kleinen Betraum, der mit einem Dutzend hölzerner Betstühle bestückt war. Außerdem gab es einen Schrank für die Torarollen und einen Tisch zum Ausrollen der Tora. An der Decke des Raumes befand sich ein Sternenhimmel aus textilem Material, der später abgebaut wurde.
Die Gläubigen mussten, um in den Betraum zu gelangen, durch das Tor des Nachbarhauses gehen. Das Haus war bekannt als das Cahn’sche Haus. Marx Cahn hatte das Haus 1869 in einer Zwangsversteigerung für 3000 Mk erworben und bestätigte den Königswinterer Juden ein Nutzungsrecht (Substitut) an der Zuwegung.Er hielt das Tor außerdem immer instand.
Als die jüdische Gemeinde in der Mitte des 19 Jh. ständig schrumpfte und 1872 die Einweihung der neuen Oberdollendorfer Synagoge erfolgte, wurde der Raum kaum noch Zwecken verwendet. Er verfiel mehr und mehr. Der Eigentümer des Grund und Bodens ließ das ganze Gebäude 1933 abreißen. Die noch vorhandenen Einrichtungsgegenstände des Bethauses übergab Albert Cahn, ein Sohn des Marx Cahn, feierlich der Siegburger Synagogengemeinde, vor allem die Torarollen. Er renovierte nach dem 1. Weltkrieg auch den Torbogen des Durchgangs zu dem abgerissenen Gebäude und so hat der Eingang die Zeiten überdauert.
Der Torbogen hat seit dem 01.12.2021 eine Beschriftung in deutscher und englischer Sprache.